Dream Team

Mitglied eines Dream Teams zu sein ist eine tolle Sache. Wenn Du aber Mitglied in mehreren Dream Teams bist, dann ist das natürlich besonders klasse. So geht es mir im Moment. Es sind so viele Teams, dass ich sie fast nicht aufzählen kann, ohne eins zu vergessen.

  • Da ist die beste Ehefrau von allen, die Ihre Liebe zum Laufen entdeckt hat und immer hinter mir steht, auch wenn ich „mal wieder“ ein Wochenende irgendwo verbringe, nur nicht zu Hause. Mit der ich gemeinsam die langen Ausdauerläufe mache, meistens an den Wochenenden, denn soooo oft bin ich ja auch nicht weg, und die auch mal mit zu den Wettkämpfen fährt, stundenlang im Regen rumsteht um mich dann naßgeschwitzt und übelriechend in Empfang zu nehmen.
  • Da ist der Coach, der mir die Trainingspläne schreibt, der mit mir trainiert, der mich immer im Schwimmbad vermisst und der auch abseits des Sports ein ganz besonderer Freund ist.
  • Da ist Dagmar’s höchst professionelle Mentaltrainingsgruppe, in der ich in den letzten Wochen und Monaten viel über meine mentalen Schwächen aber auch über meine mentalen Stärken gelernt habe.
  • Da ist der PSV Bonn, die Vereinskollegen. Bei vielen (ihr wisst, wen ich meine) kann man „Vereinskollegen“ durch „Freunde“ ersetzen. Es macht so großen Spaß mit euch zu trainieren, das ist manchmal wirklich unglaublich.
  • Da ist Brooksrunning.de Wie ich hier schon geschrieben habe, bin ich jetzt „Messenger of Run Happy“ für Brooks. Mitglied in diesem Team zu sein, macht mich ein wenig stolz und ist für meine Motivation nochmal ein mächtiger Schub nach vorne.
  • Da sind Oliver, Jan und Marcus. Bei Bedarf stehen mir bronny.de, quaeldich.de und Sport Fahrrad Hübel immer schnell und zuverlässig mit Rat und Tat zur Seite.
  • Und da ist Beate. Meine Trainingspartnerin der letzten 3 Monate. Mit ihr hatte ich bei der Saisonplanung für 2012 eine Marathonbestzeit ausgeheckt. Wir laufen gleiches Tempo und ihre Bestzeit liegt bei 03:48, meine bei 03:49. Beide träumten wir davon, die 03:45 zu knacken, warum also nicht gemeinsam?

Gesagt, getan. Ein Datum war schnell gefunden. Es sollte der Jaarbeurs Utrecht Marathon am Ostermontag werden. Versehen mit einem 3-Monats-Plan trainierten wir diszipliniert wie selten zuvor auf den Tag hin. Während die anderen dies und jenes machten und taten, zogen Beate und ich unsere Runden im Sportpark Nord. Am Wochenende wieder jeder für sich, ich natürlich mit Fabiola (siehe oben), um sich dann aber wieder gegenseitig zu kontrollieren ; – ) Wie war Dein 20er? Hast Du das Tempo eingehalten, etc. etc. Es machte einfach Spaß und wir näherten uns immer weiter dem Wettkampftag.

Zweifel kommen zwischendurch ja gerne mal auf. Kennt man ja. Diesmal war aber irgendwie alles anders. Ich spulte den Plan konsequent ab, lief eine 10 km Bestzeit und auch der Halbmarathon in der Vorbereitung ging super. Was sollte also schiefgehen?

Gestern war es dann soweit. Morgens um 06:00 Uhr klingelt der Wecker. Nach meinem „Ritualwettkampffrühstück“ Kölln Flocken mit Sojamilch und Honig ging es dann nach Utrecht. Dort trafen wir uns mit Beate, die durch ihren Mann Eric und den Freunden Netty und Peter aus Gouda begleitet wurde. Zu sechst ging es dann mit der Straßenbahn zum Start. Beate hatte am Vortag schon die Startunterlagen abgeholt, wir konnten also vor dem Start noch eben auf der Marathonbörse vorbeischauen.

Mein erster Weg ging natürlich, wie konnte es anders sein, zum Stand von Brooks. Kurz umschauen, ein paar Fotos und weiter ging’s. Viel Zeit bis zum Start blieb nicht mehr. Also alle wieder raus in die Vorhalle aber wo war Eric? Kurzeitig abhandengekommen, tauchte er aber dann doch wieder auf ; – ) Ein kurzer Blick auf die Uhr. Noch 8 Minuten bis zum Start. Ups… Jetzt aber los. Raus aus der Halle, wo ist der Start? Rechts, o.k., ach nein sorry, sie müssen nach links. O.K., dann links, schnell noch über ein Gitter geklettert und es ging sofort los. Just in time.

Die Taktik war klar. Ein 05:19er Schnitt würde uns unter die 03:45 bringen. Also kontrolliert laufen. Na ja, der erste Kilometer war mit 05:00 etwas zu schnell, der zweite mit 04:59 auch und beim dritten schafften wir dann immerhin eine 05:08 , – ) Aber es lief. Die Schnitte pendelten sich irgendwann so bei 05:12 ein. Ruhig und konzentriert liefen wir unser Ding. Bei Kilometer 2 oder 3 lief Gerard auf uns auf. Ein kurzer Small Talk und er zog an uns vorbei. Seine Bestzeit lag bei 03:43 und er war schnell unterwegs. Er ist dann später mit 03:33 in’s Ziel eingelaufen. Glückwunsch Gerard !!

Foto: Bjorn Paree (http://www.flickr.com/photos/runoutofhell/sets)

Ungefähr bei Kilometer 10 hatten wir eine kleine Gruppe in unserem Rücken versammelt, die konsequent mit 2 cm Abstand an uns dran blieben. Eine Läuferin hechelte uns quasi ständig in die Ohren, das konnte einen verrückt machen. Wir fühlten uns irgendwie gejagt und liefen automatisch etwas schneller. Nachdem wir das gemerkt hatten, nahmen wir Tempo raus und ließen die Gruppe laufen. Ahhh, Hecheln weg und Tempo wieder besser. Jetzt durchatmen und weiter. Das Wetter war eher durchwachsen. Es regnete dauernd, mal weniger, mal mehr und außerhalb der Stadt kam dann auch noch Wind dazu. Aber alles besser als zu warm.

Bei km 20 hatte Beate die Idee evtl. ab km 30 auf einen 05:30er Schnitt zu gehen. Wir hatten ja mittlerweile ein gutes Polster rausgelaufen.  Schaun wer mal. Wir liefen einfach immer weiter und ich hatte bei einem Plus von 150 Sekunden aufgehört zu rechnen. Da wir konsequent schneller als 05:19 liefen, waren wir somit voll auf Bestzeitkurs. Die Gesamtzeit hatte ich zwischendurch nie im Auge. Das Polster auf die 03:45 war groß genug, also alles im Lot. Bei km 35 stand Eric und wir hatten schon ab km 25 runtergezählt. Noch 10 bis Eric, noch 8 bis Eric usw. Endlich kam dann Eric und mit ihm auch die „Hechlerin“. Beate und ich sahen uns an, grinsten und zogen an ihr vorbei. Am A… sind die Enten fett !! Und von einem 05:30er Schnitt war jetzt auch keine Rede mehr.

Die Kilometer 35 bis 40 vergingen im Flug. Unsere 03:45 war kein Problem mehr. Es ging nun über Kopfsteinpflaster durch die Innenstadt von Utrecht aber das alles machte uns nichts mehr aus. Erst bei km 41 wurde mir unsere voraussichtliche Endzeit wirklich klar. Mit 03:40:57 liefen wir gemeinsam über die Ziellinie. Was für eine Gefühl. Erleichterung, Begeisterung, Freude.

Hinter der Ziellinie fielen wir uns erstmal in die Arme um gleich danach vor einer Kamera zu stehen und ein Mikrofon in die Hand gedrückt zu bekommen. In meinem besten Holländisch stand ich dann Rede und Antwort um der Welt sofort Kund zu tun, dass wir hier und heute eine persönliche Bestzeit gelaufen hatten. Na ja, es war nicht CNN und auch nicht NED 1, also wird man die Aufnahme wohl eher nicht zu sehen bekommen. Vielleicht auch besser so ; -)

Nach dem Interview dann zu Fabiola, Eric und Co. Fabiola versorgte uns mit Mars und Snickers, unbezahlbar. Im Ziel gab es nämlich nur Wasser und Iso und sonst nix. Wenn der Marathon in Utrecht mal ein Großer werden will, und das will er, sollte er u.a. auch darüber mal nachdenken. Aber wenn Du Bestzeit gelaufen bist, ist Dir sowieso alles andere egal.

Da das Wetter weiterhin bescheiden war, trennten wir uns schnell und Fabiola und ich machten uns auf den Heimweg. Natürlich nicht ohne zwischendurch bei Burger King einzukehren um Kalorien nachzuführen. Gesunde Ernährung ist ja sooo wichtig.

Ein gelungener Tag, ein fantastisches Ergebnis und ein mehr als passendes Motto:



9 Kommentare auf “Dream Team”

  1. John sagt:

    Von mir jetzt endlich auch noch verspätete Glückwünsche zu den neuen Bestzeiten! Das nächste Ziel lautet dann wohl, unter die 3:40 h zu kommen, oder? Viel Erfolg aber erst einmal beim Ironman in Antwerpen;)

  2. Beate sagt:

    Eigentlich wollte ich hier gar nichts schreiben, aber mir gehen immer noch ein paar Gedanken durch den Kopf, die ich gern los werden möchte:
    Als der Plan ausgeheckt und ich zugesagt hatte, stellt ich mir doch das ein oder andere mal die Frage „Schaffst du das? Ist das nicht ne Nummer zu groß für dich?“ Aber da kam von Günter der Trainingsplan und ich begann mal wieder konzentriert zu trainieren. Lange Läufe, auch wenn es bitter kalt war und alle anderen auf dem Sofa blieben. Runde um Runde im Sportpark, auch wenn ich Intervalltraining nicht mag. Dann irgendwann alleine 5 km Intervalle; immer hin und her am Hangelarer Flugplatz. Ich quälte mich mit den vorgegebenen 5:19 pro km und zweifelte daran dies über 42 km durchzuhalten. Dann war der 9.04.12 da und ich dachte: Ruhig bleiben, wenn es nicht klappt, dann halt nächstes Mal!
    Und dann haben wir die 42 km abgespult. Es war ungeheur motivierend zusammen zu laufen: Es war mein 15. Marathon und immer wieder hatte ich mir den Zieleinlauf vorgestellt. Zusammen mit neuer Bestzeit über die Ziellinie. Mein Fazit:
    Mitglied eines Dream Teams zu sein ist eine tolle Sache!!! Und wer weiss, vielleicht geht’s ja (noch) weiter … Der Ordner existiert bereits 😉
    LG
    Beate

  3. Dirk sagt:

    Hi Coach
    etwas spät, aber er kommt mein Kommentar.
    War ja etwas verhindert.
    Dir und Beate: Glückwunsch zu euerer Leistung und natürlich zur Bestzeit. Klasse.
    LG…Dirk

  4. Grit sagt:

    Lieber Günter,
    herzlichen Glückwunsch zu der Topzeit! Das ist toll – ich freu mich mit dir/euch! Bei meinem nächsten Marathon (in ein paar Jahren) will ich auch unbedingt unter 3:45 bleiben. Bist also ein Vorbild für mich…sei stolz und viel Spaß bei allen weiteren geplanten sportlichen Highlights!
    Liebe Grüße
    Grit

  5. Joachim (Teammitglied Coach) sagt:

    Tja, habe lange überlegt was ich hier schreiben könnte.

    Wenn man jemanden über eine so lange Zeit betreut, kennt man ihn in- und auswendig.
    Man weiß, was er kann, wie er/es läuft. Aber auch wenn man der Meinung ist/war – das schafft er locker – fiebert man doch sehr mit. Angefangen bei den letzten Minuten bis zum Start, bis hin zu den Minuten wo man denkt, jetzt müßte er eigentlich im Ziel sein.
    Erlösung kommt erst dann, wenn der Anruf kommt. Und mit den ersten Worten kennt man das Ergebnis. Auch wenn am anderen Ende erst einmal tief gestapelt wird, weiß man, dass das Ziel geschafft wurde.
    Die Spannung fällt ab und die Freude tritt in den Vordergrund. Auch wenn man man denkt, wußte ich doch, freut man sich mit.
    Natürlich gilt mein Dank und mein Glückwunsch auch seiner Begleiterin Beate. Denn auch sie hat hart dafür trainiert und es ist überhaupt nicht selbstverständlich über 3 1/2 Stunden nebeneinander herzulaufen und sich gegenseitig zu motivieren. Ein echtes Dream Team.
    Jetzt ist aber Schluß mit Lobeshymnen; ihr seid Triathleten und müßt auch mal wieder ins Wasser und aufs Rad. Aber auch das werdet ihr bewältigen, denn im Team trainiert es sich halt gut.

  6. Mathias sagt:

    Glückwunsch zur dieser tollen Bestzeit!

  7. Fabiola sagt:

    Ja, het wachten duurde lang, en het was koud en nat met een stevige wind bovendien, maar het was absoluut de moeite. Jullie als team zien winnen en stralen en genieten was onbetaalbaar… en wat is Beate toch een ontzettend leuke meid!
    P.S. over dat ‚zo vaak ben ik niet weg‘ wil ik het nu even niet hebben:-)

  8. Gunther wat een prestatie hebben jullie neergezet. De omstandigheden waren zeker niet perfect. Kan je nagaan als die harde wind er niet gestaan had. Gefeliciteerd met deze PR.

  9. Thomas Kusch sagt:

    Hallo Günter,
    nochmals Herzlichen Glückwunsch zur Deiner/Eurer neuen Bestzeit! Bei so konsequentem Training war die Frage ja eher, um wieviel Ihr Eure Bestzeit verbessern würdet. Ein toller Blog; man kann richtig mit fiebern. Ihr seid super Vorbilder und eine hohe Motivation für mich, Eurem Beispiel zu folgen… :-).
    Bis bald im Training.
    Liebe Grüße Thomas

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